Projekt: Die Andere Stadt, Postcoronale Zukünfte urbaner Mobilität.
Remote Workshop: IDL Interaction Design Lab, University of Applied Sciences
Challenge: Spekulative Artefakte und Szenarien prototypisieren
Team: Stefan Aufrichter, Henrik Riß, Albert Riesiger, Nathalie Sterzenbach, Jordi Tost
Dieser Workshop wurde vom Interaction Design Lab der Fachhochschule Potsdam initiiert. Wir erarbeiten in Gruppen fiktive Szenarien von "Der Anderen Stadt". Hier repräsentiert jede "Andere Stadt" ihre spezifischen Eigenschaften, wie Werte, Ideale, Stärken und Schwächen. Es stehen sieben Szenarien zur Auswahl: Die symbiotische Stadt, Die ineffiziente Stadt, Die sichere Stadt, Stadt der Selbstständigen, Die nomadische Stadt, Die empathische Stadt und Die okkulte Stadt.
Meine Wahl fällt auf "Die okkulte Stadt"
Willkommen in der okkulten Stadt. Unser Leben ist durch Rituale und Hingabe an das große Ganze bestimmt. Nur gemeinsam sind wir stark, wir achten aufeinander und fühlen uns sehr verbunden. Wir folgen unserem Idealbild und spirituelle Praxis bestimmt unser tägliches Leben. Jeder ist Teil des Ganzen und das Ganze ist ein Teil von uns.Welchen Einfluss haben die rituellen Elemente auf uns als Individuen? Welche Orte brauchen wir und was wird hier praktiziert? An welche moralischen Regeln hält man sich hier? Gibt es eine okkulte Institution? Wie gehen wir mit Andersdenkenden um?
2040: in den Megacities sind die Kapazitäten der innerstädtischen Friedhöfe erschöpft. Um das Grundwasser zu schonen, ist die Erdbestattung untersagt. Gleichzeitig zwingen steigende Grundstückspreise und erhöhte Anfragen zur kommerziellen Nutzung der Grünflächen die Städte dazu, die innerstädtischen Friedhofsgrundstücke durch Privatisierung abzustoßen.Malls, Bürogebäude treten an die Stelle sakraler Grünflächen.Dieses Vorgehen einen Diskurs auf ein "Recht nach letzter Ruhe" aus. Die Diskussion steht im Spannungsfeld zwischen den Ritualen der einheimischen Bevölkerung, den international Dazugezogenen als auch Glauben und Bräuchen, die jede*r für sich in Anspruch nimmt.Aus dieser Grundstimmung heraus wird der Friedhof zum Storekonzept, welches "Die letzte Ruhe" zwischen Religiösen Bedürfnissen, dem Wunsch nach Rückführung zu seinen Wurzeln und nicht zuetzt individuellem Narzismus kommerzialisiert. Die IQOS- liken Stores selbst fächern in ihren aufgeräumten Produktregalen ein Spektrum an customizierten white- label Lösungen auf. Religiöse, Influencer*innen bewerben mutig die Möglichkeiten der Verewigung, die das Stigma des Fahlen und Morbiden verlieren.Der Abtransport von Körpern, Lieferung der Bestattungsartefakte wird zur Eventkultur, ähnlich zum Happening der Prime- Sofortlieferung, die wie wir aus dem jetzt kennen. Der Weg in die Ewigkeit als Selbstverewigung
Aufgabe
Nutze die Eigenschaften deines Szenarios und die Zukunftszutaten (Stimmung, Ort, Akteur*in und Provokation) um dir deine fiktive Zukunftsstadt vorzustellen. Mach dieses Szenario greifbar, indem du einen Prototyp entwickelst.
Beschreibung
Einen spirituellen Sonnenplatz für Fauna, Flora, Tiere, Bakterien und andere Organismen zu schaffen, ist das kollektive Ziel der Sonnenstrahlen. Nur dadurch können sie einen heiligen Status erlangen. Hierzu muss das Erdreich auf eine ganz besondere Art und Weise erleuchtet werden. Die Sonnenstrahlen bündeln sich mit Hilfe eines Prismas und die Farben des Spektrums fallen in ihrer farbenfrohen Sichtbarkeit auf das Erdreich. Dieser Sonnenplatz ermöglicht den Lebewesen besonders gutes Wachstum und Fortpflanzung. Dieser Sonnenplatz ist nicht für Menschen geeignet, da sie den spirituellen Wert nicht erkennen. Regelmäßig wird es ein Sonnenfest geben, welches mit Vogelgesang und besonderen Blüten angekündigt wird. Doch es gibt eine Trübung. Am Himmel erscheinen dicke, graue Wolken, die für das Sonnenritual eine Labilität darstellen. In diesem Moment brauchen wir einen Apparat, der die Wolken weiter schiebt, um die Sonnenstrahlen ungehindert an die richtige Stelle gelangen zu lassen.
Teilergebnisse
Aus allen Modellen, die im Remote entstanden sind , konkretisieren wir das Szenario. Gemeinsamkeiten und Potenziale werden von uns hervorgehoben. Die Ergebnisse der einzelnen Modelle werden kombiniert. Der Mensch steht nicht im Mittelpunkt. Licht spielt die essenzielle Rolle, das Licht verbindet alles und das Licht beeinflusst die Stadtplanung in ihrer Entwicklung . Die Stadt wird in der Vertikalen neu gedacht, es wird keine Straßen geben sondern die Beförderung findet auf neuen Ebenen in der Vertikalen statt, z.B. in den Bäumen oder in/an den Gebäuden. Die Verortung des Friedhofs als wichtiger Teil in der Stadt ist eine neue Sichtweise, er gilt als Ort der Ruhe. International betrachtet werden Friedhöfe oft in der Vertikalen oder terassenartig angelegt. Zehn Regeln der Stadt werden von uns aus den Ergebnissen formuliert.
Neuer Akteur
Wir wechseln von der Akteurin Licht hin zu einem Lebewesen welches vom Licht abhängig ist; die Echse. Somit einem Kaltblüter der seinen Organismus nur mit dem Licht und der Wärme von Sonnenstrahlen aktivieren kann. Wir nähern uns diesem Lebewesen über seine Eigenschaften und Gewohnheiten. Über die Körpersprache, das Aufstellen des Halskrause, kann eine Abwehrhaltung nach Außen hin von der Echse angezeigt werden. So entsteht mein Sonnenplateau, das genau dieses Phänomen architektonisch einfängt. Somit wird der Außenwelt signalisiert in welcher Stimmung sich der Akteur befindet.